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Nachruf Peter Grottian

Wir trauern um Peter Grottian
1942 – 2020

Nachruf auf Peter Grottian des Teams von TockTockBlackRock

Am Donnerstag, den 29. Oktober 2020 ist Peter Grottian verstorben, ein großer Verlust. Peter Grottian verfügte über ein klares Verständnis davon, welche Gefahren für die Demokratie bestehen. In Bezug auf den Vermögensverwalter BlackRock sprach Peter sorgenvoll vom kommenden BlackRock Bürger. Peter Grottian 1942 in Wuppertal geboren, war von 1979-2007 Professor für empirische Staats- und Verwaltungsforschung am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Die Schwerpunkte seiner Lehre waren Strategien zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit, Neue soziale Bewegungen, Umbau des Sozialstaates und Metropolenentwicklung. 1985 verzichtete er auf ein Drittel seiner Professorenstelle, damit eine Stelle für eine Genderforscherin geschaffen werden konnte. Er organisierte Bürgerproteste gegen die Bankenmacht, protestierte unter anderem gegen die Automobilindustrie, den Waffenhandel, Glyphosat und Hartz-IV – nicht selten war er der Initiator des gebotenen Widerstands unter Berufung auf die Demonstrations- und Meinungsfreiheit und setzte sich nun zum Schluss dafür ein, das Tribunal gegen BlackRock zu realisieren.

Er hat sich in den letzten Monaten oft geärgert, darüber, dass sich die Zivilgesellschaft alles gefallen lässt, darüber, wie schwer es war aktive Mitstreiter im Kampf gegen den Finanzgiganten BlackRock zu finden und im Juni dieses Jahres empörte er sich darüber, niemanden aus dem linken Umfeld zu finden, der mit ihm eine Demonstration zur Situation der Kurzarbeit und Jobverluste ausgelöst durch die Pandemie Krise, organisieren würde. Wie brav die Leute sind, damit hatte Peter ein Problem. Er hatte den Mut zur Unzufriedenheit, welche er einen spüren ließ. Und immer wieder fragte er, wo ist die Zivilgesellschaft, wo sind die Verbände, was ist mit dem zivilen Ungehorsam, für den er ein wichtiger Fürsprecher war. Auch sein letztes Projekt das BlackRock Tribunal im September, welches ohne seinen beharrlichen Einsatz nicht stattgefunden hätte, konnte ihn bezüglich des Einsatzes der Zivilgesellschaft nicht zufrieden stellen. Wo sind die jungen Leute, wo sind die Medien, was können wir tun? Das zentrale Problem der Gegenwart bestand für ihn darin, Formen der politischen Organisation von Unten zu finden, die den globalen Zusammenhängen gerecht werden. Er berief sich auf seinen verstorbenen Freund und Mitstreiter Wolf-Dieter Narr, der von einer „Niemandsherrschaft“ sprach, eine scheinbar nicht mehr greifbare oder zurechenbare, ökonomische Herrschaft, die er durch das Benennen des mächtigen Akteurs BlackRock brechen wollte. Mit Werner Rügemer, der in seinem Buch „Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts“ differenziert auf BlackRock eingeht, konnte er einen fundierten Kenner des Finanzkapitalismus neuen Typs zur Mitarbeit gewinnen. Das Tribunal war mit vielen Interessierten und Sachverständigen Referenten auf den Feldern Klima, Rüstung, Miete und Ökonomie und Demokratie insofern ein Erfolg, dass ein erster Schritt geschafft war, den Fokus auf die sich seit der Finanzkrise 2008 stärkenden Vermögensverwalter als Schattenbaken zu richten.

Peter hat in Bezug auf das Tribunal stets von einem kleinen Blümlein gesprochen, welches er, als „bemooster Karpfen“ mit seiner wunderbaren „Altersradikalität“ in die Welt setzen wollte. Denn BlackRocks ökonomische Macht hat eine Herrschaftsmacht erreicht, die mit den Grundprinzipien von Demokratie und sozialer Marktwirtschaft kollidiert. Diese Arbeit haben wir so gut es ging unterstützt. Zufriedengestellt hat ihn auch das nicht und er hätte weiter Druck gemacht. Diesen Druck müssen wir nun ohne ihn ausbauen. Ein unermüdlicher Antreiber wie Peter es war, wird uns dabei, schmerzlichst fehlen. Peter riet uns eindringlich nicht nur am Küchentisch verbal radikal zu sein, sondern diese Radikalität auch zu praktizieren. Dafür war er als Initiator vieler Proteste und Aktionen, Zeit seines Lebens ein Vorbild.

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