
12.03.1946 – 11.07.2025
In der Nacht vom 11. zum 12. Juli ist Ulrike unerwartet von uns gegangen.
Unablässig hat sie sich in ihrem Leben mit scharfem Verstand für Gerechtigkeit und das Gemeinwohl eingesetzt. Sie beließ es nicht bei der kritischen Analyse, sondern kämpfte für Veränderung. Mit Gerlinde Schermer hat sie die Initiative „Wassertisch“ angeführt. Sie berichtete, welche Orte sie für die Sammlung von Unterschriften für das Volksbegehren zur Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe ausgesucht hatte, um möglichst viele Unterschriften zu erhalten, und wie die Unterschriften von den Berliner Behörden nicht abgezählt, sondern abgewogen wurden.
Der Volksentscheid „Unser Wasser“ 2011 wurde so zu einem Erfolg: Der Berliner Senat mußte die privaten Anteile von Veolia und RWE – insgesamt 49,9 % – zurückkaufen. Ulrike hat immer gehadert mit diesem Erfolg, weil Berlin dafür einen ungeheuer hohen Preis dafür zahlen mußte – insgesamt 1,208 Milliarden Euro. Aber es kamen Vertreter/innen aus Städten der ganzen Welt, um sich mit dem „Wassertisch“ auszutauschen, u.a. aus Paris und Montreal.
Als promovierte Linguistin pflegte Ulrike viele Auslandskontakte. Sie hatte in den 80ziger Jahren mit ihrem Mann über die Siedlungs- und Arbeitsform in Katmandu/Nepal geforscht, war Mitglied in der deutsch-nepalischen Gesellschaft, lud nepalische Freunde zweimal nach Deutschland ein und finanzierte alles. Großzügig setze sie ihre Mittel für die ihr wichtigen Anliegen ein.
Ulrike zog in den 90ziger Jahre von Preetz/Schleswig-Holstein nach Berlin, studierte an der FU Volkswirtschaft, war in der Fachschaft aktiv und bot in ihrer Wohnung den Studenten einen Treffpunkt. Ulrike war Gründungsmitglied der WASG, war dann aber sehr enttäuscht, als die in „Die Linke“ aufging. Sie konzentrierte seitdem ihre Aktivitäten noch stärker auf außerparlamentarische Initiativen. 2001 beteiligte sie sich an der Initiative Berliner Bankenskandal und demonstrierte mit Peter Grottian.
So wirkte Ulrike beim BlackRock-Tribunal 2020 mit, das Peter Grottian, Werner Rügemer und ihre Arbeitsgruppe gegen BlackRock, den größten Finanzakteur der Welt, angestoßen hatten. Ulrike sagte: „Motivation war, der Öffentlichkeit genauere Informationen über diesen Konzern mit seinen globalen Finanzanlagen und seinen massiven Einflüssen auf Regierungen und Zentralbanken zu vermitteln. Denn obwohl Blackrock mehr und mehr wie eine Krake mit ihren Tentakeln alle Bereiche des Alltagslebens erreicht, ist der Konzern nach wie vor der Öffentlichkeit fast unbekannt.“ 2022 folgte die Konferenz „SCHWARZER FELS“ BlackRock & Co. Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht – Eine andere Welt ist möglich und überfällig!“. Diese Konferenz fand gemeinsam mit der Universitäts-Gesellschaft in der Universität Potsdam statt. Gerade die Zielsetzung, daß eine andere Welt möglich und überfällig ist, geht auf Ulrike zurück. 2023 dann die Veranstaltung „Unsere Rente: Kein Spielball für BlackRock & Co.! Menschenwürdige Renten für Alle – wie in Österreich!“ und 2025 dann „BlackRock im Kanzleramt?“ – beide Male war Ulrike besonders aktiv.
Ihr Klavier hatte sie als Dauerleihgabe dem KünstlerKolonie e.V. in Berlin überlassen, in dessen Vorstand sie war.
Nicht in depressiver Weltsicht und -analyse verharren, sondern Wege der praktischen Veränderung und Verbesserung auftun – das war ihre Devise! Ihr wollen wir folgen.
für die Initiative BlackRock-Tribunal
Ursula Klingmüller im Juli 2025

Am 15. August 2025 ist die Traueranzeige des Berliner Wassertischs vom Wochenende in der Berliner Zeitung online freigeschaltet worden, dort kann man eine digitale Kerze anzünden und etwas schreiben
https://trauer.berlinerverlag.com/traueranzeige/ulrike-koelver

Ohne Worte



Foto: BlackRock-Tribunal